Die verlockende Tabelle (Das Schneeflockensystem II)

Böse, böse, böse.

Nun ist der Zeitpunkt gekommen, mich zu offenbaren.

*Trommelwirbel*

Ich bin… eine… Listenschreiberin.

Eine fanatische Listenschreiberin! Das bin ich bereits, seit ich denken kann (seit meinem ersten Pokémon-Spiel?), aber dank Rory Gilmore

(c) Warner Bros. / Amy Sherman-Palladino

(c) Warner Bros. / Amy Sherman-Palladino

hat es sich zu einem regelrechten Zwang entwickelt. (Wenn die das macht, ist es doch okay!?) Wie das ständige Nagelkauen, von dem ich nicht wegkomme.

Ich lese also das Schneeflockensystem weiter, Schritt 3, Schritt 4, Schritt… TABELLE! Glanz in meinen Augen, pulsierende Blutströme in all meinen Gliedmaßen.

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Schritt 8: Szenentabelle

was
– durch einzelne Schritte traumatischen ersten Entwurf einfacher machen
– Tabelle aus vierseitiger Plotübersicht mit einzelnen Szenen

wie
– vierseitige Übersicht aus Schritt 6 nehmen und Liste aller Szenen machen, um die Geschichte in einen Roman zu verwandeln (z. B. durch Tabelle)
– eine Zeile für jede Szene
– erste Spalte, um den einzelnen Szenen eine bezeichnende Überschrift zu geben
– in nächster Spalte, aus wessen Sichtweise die Szene geschrieben ist
– in einer weiteren (breiten) Spalte in ein paar Sätzen, was in der Szene passiert
– auch noch weitere Spalten möglich, z. B. die ungefähre Seitenanzahl der Szene oder wo sie spielt
– ca. 100 Zeilen lang, eine Zeile für jede Szene im Roman
– zuletzt eine neue Spalte mit Kapitelnummern hinzufügen und jede Szene einem Kapitel zuordnen

wozu
– eine Tabelle ist ideal, weil die Geschichte als Ganzes auf einen Blick betrachtet werden kann
– Szenen können noch herum geschoben werden, um Abläufe neu zu ordnen
– Geschichte entwickeln und dabei immer wieder neue Versionen der Tabelle erstellen (wertvoll, um die Geschichte zu analysieren)

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Doch es ist Schritt 8! Ich darf noch keinen Schritt 8 machen, wenn ich diese Methode auch nur annähernd durchziehen will! Ohje. Schuldgefühle, rissige Lippen, Schweißperlen auf der Stirn.

Muss. Liste. Machen.

Natürlich habe ich es trotz aller selbst auferlegten Verbote nicht lassen können und eine Tabelle angefertigt. Sie ist lange noch nicht fertig, ist ja auch kein Wunder, da mir die Inhalte der vorigen Schritte fehlen.

Allerdings hat es tatsächlich großen Spaß gemacht! Und es zeigt Wirkung, da ich herausfinden konnte, wo es hapert und was ich mir dringend zu Herzen nehmen muss.

Also selbst wenn du, lieber Leser, dem Schneeflockensystem allgemein nichts abgewinnen kannst, versuch es mal mit einer Szenentabelle! Und mach ruhig zuerst eine Kapitel-Tabelle, das ist eine gute Übersicht!

Liebst du mich?

Wenn man weniger hatte, als man wollte, dann mehr bekommt, als man erwarten konnte, obwohl man dann auch irgendwie wieder weniger hat, ist es dann okay, noch mehr zu wollen? Kann man gesamtsituativ überhaupt zufrieden sein? Wenn man glücklicher ist, als man glaubte, je sein zu können? Fehlt nicht trotzdem immer etwas?

Das Schneeflockensystem (Randy Ingermanson)

Obwohl der Tag noch nicht zu Ende ist, kann ich bereits behaupten, dass es ein guter Tag war. Bei mehr oder weniger sinnlosem Surfen stieß ich heute auf die Schneeflocken-Methode, die das Schreiben  eines Romans vereinfachen soll.

Warum nicht? Im Moment habe ich noch kaum Zeitdruck, also werde ich es einfach mal ausprobieren.

So geht’s los:

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Schritt 1: Ein-Satz-Zusammenfassung des Romans

was
– ganzer Roman in einem Satz
– wie: »Ein gewitzter Physiker reist in der Zeit zurück um Apostel Paulus zu töten«

wie
– eine Stunde Zeit
– kürzer ist besser (15 Wörter oder weniger)
– keine Charakternamen (»ein blinder Trapezkünstler« statt »Anna Müller«)
– das große Ganze und die persönliche Ebene der Geschichte verbinden (Welcher Charakter hat am meisten zu verlieren? → schreiben, was er gewinnen möchte)
– einzeilige Klappentexte in der New York Times als gute Herangehensweise

wozu
– dient stets als 10-Sekunden-Verkaufswerkzeug
– Übersicht, das Analogon zu dem großen Dreieck in der Schneeflockenstruktur
– im späteren Exposé ziemlich am Anfang zu verwenden
– Aufhänger, der das Buch an den Editor etc. verkaufen wird

Schritt 2: Satz zu vollständigem Absatz ergänzen

was
– Satz zu einem vollständigen Absatz erweitern
– Aufbau der Geschichte beschreiben, die größten Katastrophen und das Ende der Geschichte
– Analogon zum zweiten Stadium der Schneeflocke

wie
– eine Stunde Zeit
– »drei Katastrophen und ein Ende« (jede der Katastrophen braucht ein Viertel des Buches, um sich zu entwickeln, das Ende nimmt das letzte Viertel ein)
– fünf Sätze (ein Satz, um den Hintergrund und den Aufbau der Geschichte zu erläutern, je ein Satz für jede der drei Katastrophen, dann ein weiterer Satz, um das Ende zu erzählen)

wozu
– z. B. Klappentext
– auch in Exposé verwendbar
– Drei-Akte-Struktur: erste Katastrophe ist Ende des Akts 1, zweite Katastrophe ist die Mitte von Akt 2, dritte Katastrophe entspricht dem Ende von Akt 2 und erzwingt Akt 3, der alles noch einmal verdaut

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Hat das was gebracht?

Also die ersten beiden Schritte konnte ich heute bereits als Erfolge verbuchen. Allerdings habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht eine Stunde pro Schritt gebraucht habe. Klingt das unlogisch?

Das Schwierigste an den Absätzen waren die »drei Katastrophen«. Ich habe ehrlich keine Ahnung, ob das, was die tragischen Höhepunkte meines So-lala-Entwurfs sind, wirklich Katastrophen darstellen. Einerseits weiß ich demnach nicht, ob die Geschichte in meinem Kopf zu diesem Schema passt. Andererseits muss ich mich ja auch nicht an dieses System klammern, oder?

So ganz zufrieden bin ich jedenfalls noch nicht, muss ich zugeben. Aber ich glaube, es würde sich in jedem Fall lohnen, die ersten sechs oder sieben Übungen durchzuackern. Was soll schon großartig schiefgehen? Und ich werde fleißig über Meilensteine und Misserfolge bloggen.

Nur… wollte ich nicht zuerst an meinem Kinderbuch arbeiten…? Was soll’s. So lange ich zwei verschiedene Notizbücher habe, komme ich sicher nicht durcheinander. Und wenn doch, werde ich dich, lieber Leser, anschließend davor warnen, es mir gleich zu tun.

Ein klitzekleines bisschen Werbung für Hans-Werner Sahm

Inspiration kann man überall finden. So kitschig es klingt, ich finde sie meist, wenn ich nicht nach ihr suche.

Hans-Werner Sahm

(c) Hans-Werner Sahm

Im Fall von Hans-Werner Sahm fand ich sie auf der Suche nach billigen Restposten-Einrichtungsgegenständen für meine erste eigene billige Wohnung. Ein Diese-Bilder-sind-so-zerknittert-die kauft-eh-keiner- mehr-für-mehr-als-ein-oder-zwei-Euro-Grabbeltisch ließ mich diesen tollen Maler entdecken. Vielen Dank für die Inspiration, Herr Sahm!

Das Ding mit den Guillemets

Schon gewusst? Diese Piepsis  hier: »…« bzw. ›…‹ verwendet man in der Schweiz so: «…» bzw. ‹…›

Muss das Lektorat die Dinger dann alle rot anstreichen, oder verkraften die Schweizer das?

Weil ich die Beispielsätze bei Wikipedia so nett finde, poste ich das mal:

●   Andrea fragte mich: „Hast du Grass’ ‚Blechtrommel‘ gelesen?“
     (in Deutschland und Österreich, deutsch)
   Andrea fragte mich: »Hast du Grass’ ›Blechtrommel‹ gelesen?«
     (Guillemets in Deutschland und Österreich)
   Andrea fragte mich: «Hast du Grass’ ‹Blechtrommel› gelesen?»
     (Guillemets in der Schweiz, ohne Abstände)
   Andrea me demanda : « As-tu lu ‹ Le Tambour › de Grass ? »
     (Guillemets in Frankreich, mit Abständen)
   Andrea fragte mich: „Hast du Grass‘ ‚Blechtrommel‘ gelesen?“
     (Schreibmaschinensatz)

Der beste Freund der Autoren

Zum Frühstück gab es heute einen interessanten Artikel:

Lies mal

Kann man sich darauf verlassen, dass ein solcher Korrekturleser den Geist des eigenen Romans voll und ganz nachvollziehen kann? Vielleicht müsste man mehrere solche Helfer aufsuchen. Hat irgendjemand Erfahrungen damit?

Diese Fragen habe ich mir auch schon mal gestellt, nämlich als ich überlegte, ~hier~ zu studieren. Verliert man sich nicht selbst, wenn man beim Schreiben nur versucht, es anderen recht zu machen? Was grenzt dann die Schreibwerkstatt noch von anderen Lebensbereichen ab?

Letztendlich studiere ich jetzt Germanistik und habe durch die intensive Auseinandersetzung mit anderen Autoren auch eine Menge über mich selbst gelernt. Das Schreiben von Hausarbeiten lässt einem natürlich kaum Spielraum. Aber wenn ich mir meine Notizen der letzten Semester anschaue, stelle ich fest, dass ich doch ganz schön viel denke. Und das motiviert!

Was mach ich eigentlich hier?

Hallo lieber Leser.

Was mach ich eigentlich hier?, fragte ich mich, als ich mich bei WordPress registrierte, um der Bloggerkultur eine letzte Chance zu geben. Und ich frage mich erneut, während ich diese Zeilen schreibe.

Ich arbeite derzeit an einem Kinderbuch, das ich schon seit Jahren veröffentlichen möchte. Nur kann ich mich schwer aufraffen. Es kommen viele Fragen auf mich zu, wie Kannst du das überhaupt? und Hast du genügend Zeit dafür?, die ich noch nicht beantworten kann.

Nebenbei versuche ich mich auch an meinem ersten Roman. Ob das klug ist, weiß ich auch noch nicht. Die Geschichte in meinem Kopf ließ mich jedoch nicht mehr los und schrie Fang endlich an zu schreiben!

Dieser Blog könnte eine Schreibübung werden. Oder ein Kummerkasten (auch für dich, lieber Leser!). Oder… Ich weiß es noch nicht :)